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Zwi's Story | |||||||||||||||||
Im Juni 1944 kamen die ersten Zwangsarbeiter aus dem KZ Auschwitz-Birkenau im Kauferinger Lager I an. Es waren jüdische Häftlinge aus Ungarn. Im August verließ ein "Transport" mit 3000 jüdischen Häftlingen das Ghetto der litauischen Hauptstadt Kaunas und erreichte viele Tage später mit nur noch 2000 Überlebenden das "kalte Krematorium" von Kaufering. Mit dem Transport aus Auschwitz kam der ungarische Jude Andreas Jehuda Garai nach Kaufering, mit dem Transport aus Kaunas der litauische Jude Zwi Katz. Jehuda Garai wurde im Lager I, wo er sich in der Latrine versteckt hatte, von Amerikanern befreit. Auch Zwi, der ebenfalls in Lager 1 "lebte", wurde von Amerikanern befreit, allerdings erst viele Tage später, in einer Scheune in Waakirchen, nach dem letzten Todesmarsch von Landsberg über Dachau und durch halb Oberbayern bis an den Rand der Alpen, bis zu jenem "Wäldchen", in dem in der letzten eiskalten Nacht ihres Leidens noch 14 Kameraden erfroren. Heute sind Jehuda und Zwi Kameraden in der Vereinigung der Überlebenden der Außenlager Landsberg/Kaufering des KZ Dachau. Die Weichen zur Gründung der "Vereinigung" stellte Zwi Katz nach zwei glücklichen Zufällen Mit seiner Frau Esther besuchte er die Orte von damals, ging in Reichersbeuern, dem letzten Ort vor dem "Wäldchen", in dem er zur Freiheit erwachte, in den Kaufladen von Friedel Kunstwald. Der hörte die Beiden hebräisch sprechen, sagte "Moment mal", und dann stellte sich heraus, dass er als 14-Jähriger Häftlingskameraden von Zwi auf ihrer letzten Marschetappe einen Wecken Brot geschenkt hatte. Fast 45 Jahre später feierten Friedel und Zwi Freunde in dem Reichersbeuerner Kaufladen eine späte Freundschaft. Und Friedel spielte mit als Weichensteller. Ein zweiter Zufall spielte Schicksal. Als Jahre später der Gautinger Bürgermeister Ekkehard Knobloch per Zeitungsannoncen Überlebende des Todesmarsches als Gäste der Einweihung des Mahnmals suchte, las Friedel Kunstwald das Inserat. Er gab Bürgermeister Knobloch die Adresse von Zwi und der ehemalige Häftling, der am 27. April 1945 von SS-Schergen durch die Würmtal-Gemeinde Gauting getrieben worden war, tat sich mit Uri, Chanoch, Abba Naor, Soly Ganor und anderen Kameraden aus Kaunas und Kaufering zusammen. Sie gründeten die "Vereinigung". Sie kamen nach Gauting. Und sie nahmen an vielen unserer Gedenkzüge teil. Als die Vereinigung der Überlebenden der Außenlager Landsberg-Kaufering des KZ Dachau im April 1995 mit vielen Angehörigen nach Deutschland kam, um in Landsberg, Kaufering, Dachau, München und Gauting an den Orten ihres Leidens des 50. Jahrestags ihrer Befreiung zu gedenken, fuhren sie mit einem Team des Bayerischen Fernsehens die Todesmarschstrecke von Gauting bis Waakirchen ab. In dem "Wäldchen" zwischen Reichersbeuern und Waakirchen beteten sie das Kaddisch für die 14 Kameraden, die in der Nacht vor der Befreiung im Schnee erfroren waren. Dann folgten sie der Einladung von Friedel Kunstwald zu einer bayerischen Brotzeit im Haus seines Reichersbeuerner Kaufladens. |