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Menschen der "Vereinigung der Überlebenden der | |||||||||||||||||
Uri Chanoch, der Präsident der "Vereinigung", und Abba Naor, der mit seiner jugendliche Dynamik als Generalsekretär und mit seiner Eloquenz als "Außenminister" der "Vereinigung" fungiert oder besser gesagt: agiert. Uri wurde vom Freistaat Bayern in den Beirat der Staatlichen Stiftung KZ-Gedenkstätten berufen. Abba vertritt die "Vereinigung" im Dachauer Lagerkomitee. Wenn sie Ende April zur Befreiungsfeier kommen, haben sie immer alle Hände voll zu tun. Bei Uri spürt man, dass es ihm schwer fiel, sich von den Nazis knechten zu lassen. Er ist ein kämpferischer Mann, stand für sein neues Vaterland an vorderster Front. Wenn er zu uns ins Würmtal kommt, ist er ein Vorkämpfer der Freundschaft. Politisch-moralische Begriffe, die mehr abverlangen, sind ihm nicht - noch nicht - koscher. Wir haben ja noch Zeit. Abba Naor ist ein Mann des Worts. Er weicht keinem Mikrophon aus. Journalisten mögen solche Gesprächspartner. Er nimmt bei aller Höflichkeit kein Blatt vor den Mund. Den Deutschen sagt er, was gesagt werden muss. Zwi Katz zu sprechen ist nicht immer leicht. Wenn in der KZ-Gedenkstätte Dachau die Befreiungsfeier abgeklungen ist und die katholischen Betschwestern verabschiedet hat, kann man in Ruhe mit Ihm reden. Am Sonntag gibt es keine Termine in den Gymnasien oder bei der Konrad-Adenauer-Stiftung. Weil er so schön reden kann, haben Freunde ihm gesagt: "Schreib doch ein Buch". Zwi: eine Existenz von den Ufern der Memel durch die Gräuel der Zwangsarbeit und der Todesmärsche, durch die Kämpfe in seiner Heimat, dann Zeit für Esther und Sohn und Tochter und en immer größer werden Enkel Amir - und dann zurück an die Ufer der Isar und der Loisach. Was für ein Leben! Über den klug abwägenden Solly Ganor und den brillant und faszinierend argumentierenden Jehuda Garai, den Mann der Psychologie, und viele dieser guten Menschen wäre noch Schönes zu sagen. Wir warten auf Fotos. Über den liebenswürdigen Mordechai Heinovits und den freundlichen Menachem Waksberg hätten wir gerne mehr als ein paar Worte der Sympathie gesagt. Aber sie haben die Feiern ihrer Befreiung vor 60 Jahren nicht mehr erlebt. Wir freuen uns, wenn Miriam Heinovits mit Effi und Dorit zu uns kommen, mit ihren Enkeln, die immer größer werden. Effi, der im Gegensatz zu uns eine Offiziersausbildung hinter sich hat, möchte mit uns den Weg von Kaufering nach Dachau und dann Waakirchen zu Fuß zurücklegen. Wir haben noch viel vor. Max Mannheimer stammt aus Mähren und nicht aus Litauen wie Uri, Abba und Zwi. Und er war in Mühldorf mit dem Bunkerbau beschäftigt und nicht in Landsberg/Kaufering. Aber in der KZ-Gedenkstätte Dachau, in den einschlägigen Komitees und bei unseren Gedenkzügen sehen sie sich. Wir haben ihn kooptiert. Wenn Uri wie ein friedlich gewordener General seine Truppe anführt, wenn Abba vor dem Mikro wie ein ewig junger Kämpfer kräftig zur Attacke bläst, wenn Zwi mit ernster Miene seinen jugendlichen Zuhörern in Deutschland sarkastisch ins Gewissen spricht, macht es Max Journalisten manchmal schwer, den tschechischen Hintersinn seiner Worte zu durchschauen, deren leiser Humor die leiden seines frühen Lebens verbirgt. |