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Bahntransporte von Dachau, Kaufering und Mühldorf in Richtung Alpen | ||||||||||||||||||||||||||||||
b. Strecke Dachau/Emmering – Mittenwald / Starnberger See Die ungleiche Wahrnehmung der beiden Pfarrer von Dachau wurde bereits in Kapitel 3, im Zusammenhang mit den Pfarrerberichten der Marschstrecke Dachau-Waakirchen, erwähnt. Die völlige Verdrängung der Verladung von 9600 Dachauer Häftlingen durch den Emmeringer Pfarrer wurde im letzten Abschnitt festgestellt. Über die vier "Dachauer Bahntransporte" in Richtung Alpen wurde in den Pfarrerberichten nur im Zusammenhang mit Fliegerangriffen und mit Plünderungen an Ankunftsorten berichtet. Der Pfarrer von Schäftlarn, das an der Isartalbahn-Strecke zwischen München und Wolfratshausen liegt, berichtet beiläufig über einen Tieffliegerangriff am 29. April auf einen leeren Häftlingszug aus Kochel:
Es kann sich hierbei aus zeitlichen Gründen nur um den ersten "Dachauer Zug" nach Mittenwald handeln, der am 28. April Seefeld in Tirol erreichte und von dort zurückfuhr. Über den ersten "Dachauer Zug" von 2000 Häftlingen, dessen Überlebende von Seefeld in Tirol nach Mittenwald zurückmarschieren mussten und dort knapp einem Massaker entgingen, schreibt der Mittenwalder Pfarrer fast nur über Plünderungen, ebenso wie die Pfarrer des Nachbarortes Wallgau und von Garmisch:
Über die folgenden drei "Dachauer Züge" liegen Berichte über Tieffliegerangriffe, zum Teil über die Zahl der Todesopfer und vor allem wieder über Plünderungen vor. Der Pfarrer von Beuerberg berichtet:
Bei diesem Bahntransport handelt es sich offensichtlich um den zweiten "Dachauer Zug", der in Beuerberg mit einem Mühldorfer Teilzug gekoppelt wurde und am 30. April in Seeshaupt endete. Nach dem Bericht aus Beuerberg enden die unmittelbaren Augenzeugenberichte über Bahntransporte durch Pfarrer. Zum einen befinden sich die Ankunftsorte des Mühldorfer Bahntransports und der folgenden zwei Dachauer Häftlingszüge außerhalb des Erzbistums, so dass keine Pfarrerberichte vorliegen:
Die weit über 3000 Häftlinge, die am 30. April in Seeshaupt (Dachauer und Mühldorfer!), und die 2600 Häftlinge, die am selben Tag in der davor liegenden Station Staltach-Iffeldorf befreit wurden, zogen vom Südufer des Starnberger Sees hungrig und plündernd über die umliegenden Gebiete, auch am Ostufer des Sees. Deren Pfarreien, die zum Teil schon über die Todesmärsche berichteten, beschrieben besonders ausführlich die Plünderungen der Häftlinge aus den genannten Bahntransporten:
Expositus Johann Kaltenhausen, der seitenlang über die Plünderungsszene berichtet, irrt offensichtlich mit dem Hinweis auf Bolzwang, wo vom 28. bis zum 30. April weit über 10.000 Häftlinge lagerten, aber nach Beuerberg und Bad Tölz weitermarschieren mussten. Keine Literaturquelle berichtet über Massenentlassungen in Bolzwang. Bei den Holzhausener Plünderern aus "Bolzwang" kann es sich um Teile jener 5000 russischen KZ-Häftlinge handeln, die am 30. April in Beuerberg vom "Todesmarsch von Dachau" abgetrennt und dort noch am selben Tage von US-Truppen befreit wurden. Beuerberg liegt nicht weiter von Holzhausen entfernt als Seeshaupt und Iffeldorf. Abschließend ist zur Thematik "Bahntransporte und Pfarrerberichte" noch einmal zu bemerken, dass die Pfarrer entlang der Bahnstrecke nicht in die vorbei fahrenden geschlossenen Güterwaggons hineinschauen konnten, so dass das schreckliche Leiden, der Hunger und der Durst der tagelang herumtransportierten Häftlinge nicht beobachtet und beschrieben werden konnte. Es ist tragisch, dass die Pfarrer nur berichten konnten oder wollten, wenn amerikanische Flugzeuge die Häftlinge kurz vor ihrer Befreiung irrtümlich töteten oder wenn völlig ausgehungerte und entkräftete Häftlinge nach ihrer Befreiung eine Dorfbevölkerung heimsuchten, die zum ersten Mal leibhaftiger "KZler" ansichtig wurde, für die ihnen die Nazi-Propaganda Begriffe eingeredet hatte wie Verbrecher, Bolschewiken, Untermenschen oder Saujuden. |