Friderika (Ricca) Traut
(* 1856), geborene Mayer
Sie war mit dem Großhändler Berthold Traut verheiratet, der in Planegg auf dem Anwesen Maria-Eich-Straße 6 1/2 (später Hofmarkstraße 13) die Villa Rosa bauen ließ. Dort zog das Ehepaar mit den Töchtern Rosa (geboren am 7. Februar 1882 in München) und Irene (geboren am 1. Februar 1878 in München) am 1. Mai 1900 ein. Im selben Jahr meldete Berthold Traut das Gewerbe Immobilien-Agentur bei der Gemeinde Planegg an. Berthold Traut starb vor 1933. Irene Traut heiratete in Planegg am 22.9.1910 den Kaufmann Adolf Wolfsheimer (geboren am 27. April 1859 in München). Sie starb am 23. September 1931 in Eglfing, ihr Ehemann starb 1937 in Planegg.
Rosa Traut, die laut Stadtarchiv München in Planegg in der Adolf-Wagner-Straße 1 wohnte, blieb unverheiratet und übte das Kunstgewerbe aus. Wie die Gemeindechronik (Grau, Anton, Geschichte Planeggs im 19. und 20. Jahrhundert, in: Planegg, Geschichte und Geschichten, Bd. II, 2009, Gemeinde Planegg) berichtet, stellte Rosa Traut 1936 einen Antrag auf Ausstellung eines Passes für das Ausland, was aber vom Bezirksamt München abgelehnt wurde. Auf der Planegger Einwohnermeldekarte ist vermerkt „abgewandert auf Veranlassung nach Wiedemannstraße München am 20. November 1941“. Dort befand sich eine Abwicklungsstelle für jüdischen Grundbesitz. Am selben Tag wurde Rosa Traut mit dem ersten Transport von München in das KZ Kaunas in Litauen deportiert und dort am 25. November 1941 ermordet. Das Amtsgericht München setzte in der Todeserklärung vom Jahr 1952 den Zeitpunkt des Todes auf den 30. November 1941.
Die Gemeindechronik zitiert ein Schreiben des Staatskommissariats für rassisch, religiös und politisch Verfolgte vom 30. 12. 1947, wonach Ricca Traut „im Jahr 1942 auf Veranlassung des damaligen Bürgermeisters Karl Tries auf eine Tragbahre (sie war damals krank und 86 Jahre alt) mit einem Transport in unbekannte Richtung verschleppt“ wurde. Laut Rückmeldung des Polizeipräsidiums München vom 9. April 1942 wurde Ricca Traut am 7. April 1942 in das Sammellager in München-Milbertshofen in der Knorrstraße 148. Sie wurde am 11. Juni 1942 nach Theresienstadt deportiert und am 19. September 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet. Laut der Datenbank holocaust.cz erfolgte ihre Deportation mit dem Transport II/5 unter der Nummer 237 am 12. Juni 1942 von München nach Theresienstadt (50 Deportierte, eine Person hat überlebt) sowie mit Transport Bo, nr. 1140 am 19. September 1942 von Theresienstadt nach Treblinka (2.003 Deportierte, eine Person hat überlebt).
Quellen:
Stadtarchiv München
Gemeindearchiv Planegg
Datenbank holocaust.cz
Grau, Anton, Geschichte Planeggs im 19. und 20. Jahrhundert, in: Planegg, Geschichte und Geschichten, Bd. II, 2009, Gemeinde Planegg)