Freiherr Karl Moritz von Hirsch

Karl Moritz von Hirsch (Bild Stadtarchiv München KKD 1678)

Geboren am 8. Juli 1871 in München.
Karl Moritz von Hirsch schloss sein Studium an den Universitäten München und Berlin mit einer Promotion in Chemie ab. Am 22. Januar 1915 wurde er zum Hauptmann der Landwehr ernannt, nahm am Ersten Weltkrieg teil und erhielt hohe Auszeichnungen. Nach dem Krieg bemühte er sich um das deutsche Brauwesen und leitete die Brauerei in Planegg. Er war Vizepräsident des deutschen Automobilclubs. In erster Ehe, geschlossen am 4. Oktober 1902 in Planegg, war er mit Margarete von Schwind (geboren am 2. Oktober 1882 in Bubna/Böhmen, gestorben am 27. November 1949 in Kottgeisering) verheiratet. Diese Ehe wurde am 5. Dezember 1910 geschieden. Sein Adoptivkind (adoptiert am 11. August 1911) Elfriede von Griesheim war seit Januar 1930 mit dem Rechtsanwalt Kurt von Griesheim, einem NSDAP-Mitglied, verheiratet. Am 15. April 1913 hat er in New York erneut geheiratet, und zwar Veronika Ellen Koch, geb. Remmelmayer (geboren am 21. Oktober 1881 in Inningen, gestorben am 17. Januar 1938 in München).
Laut der Gemeindechronik (Ditsch Fritz; Die Familie von Hirsch, in Planegg, Geschichte und Geschichten, Band II-1, Gemeinde Planegg 2009) war Dr. Karl Freiherr von Hirsch ein lebenslustiger Mensch, schnelle Autos waren sein Freizeitvergnügen. Oskar Maria Graf schildert in seinem Buch „Das Leben meiner Mutter“ einen Unfall seines Vaters, in dem Dr. Karl von Hirsch verwickelt war: Mein Vater war mit dem Pferdefuhrwerk unterwegs nach Starnberg. Beim Herannahen eines Autos wurde das Pferd nervös, blähte schnaubend die Nüstern und niemand mehr konnte es halten. Mein Vater wurde lebensgefährlich verletzt. Auf dem Krankenbett überdachte er das Unglück und ein berserkerischer Grimm ergriff ihn. Die Automobilisten waren einfach, ohne sich um ihn zu kümmern, davongefahren. Jeder Mensch aber wußte, es war der protzige, leichtlebige Baron Hirsch mit seinen Damen gewesen, der in der weiteren Umgebung ein großes Gut und eine Brauerei besaß.
Bei einem SS-Überfall auf das Schloss Planegg in der Pogromnacht vom 9. auf 10. November 1938 wurde er mit einem Schlagring am Kopf verletzt und in die das Schloss umfließende Würm geworfen. Er erlitt einen Schädelbruch und wurde erst nach einigen Abweisungen durch verschiedene Kliniken ärztlich versorgt. Am 3. Juni 1942 wurde er zusammen mit seinem Bruder Dr. Rudolf Freiherr von Hirsch und der Schwester Ida Freifrau von Feury auf Hilling als „Prominente“ mit dem ersten Transport aus München ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Von den insgesamt 50 Personen dieser Deportation überlebten zehn die Schoa. Karl Moritz von Hirsch starb m 3. Juni 1944  im Ghetto Theresienstadt aufgrund der unerträglichen Lebensbedingungen.

Quellen:
Stadtarchiv München
Gemeindearchiv Planegg
Kreiler, Dr. Bernd; Rudolf und Karl Moritz von Hirsch im Ghetto Theresienstadt, in der Gemeindechronik Planegg 2009
Ditsch Fritz; Die Familie von Hirsch, in Planegg, Geschichte und Geschichten, Band II-1, Gemeinde Planegg 2009

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