Familie Kreutzer

Georg Kreutzer, geboren am 3. November 1863 in Nürnberg, heiratete 1886 in Liverpool Emma Cunnigham, geboren 1864 in Liverpool. Aus dieser Ehe stammt Sohn Georg Konrad, der später in Berlin lebte. Die Ehe wurde 1906 in Erfurt geschieden. In zweiter Ehe war er mit Rosalie, verwitwete Kühn verheiratet, geboren am 2. Mai 1862 in Magdeburg, gestorben 16. März 1915 in Erfurt. In dritter Ehe heiratete Goorg Kreuztz am 17. September 1919 in Erfurt Elsa Jolles, geboren am 1. Juni 1895 in Erfurt. Elsa gehörte der jüdischen Religionsgemeinschaft an, der auch Georg anlässlich der Hochzeit beigetreten ist. Am 25. Juli 1918, nach seinem vorherigen Austritt aus der evangelischen Kirche in Leipzig, wurde er in die dortige israelitische Gemeinde aufgenommen. Der Prokurist zog mit Ehefrau Elsa Kreutzer und der Tochter Marga Mia Kreutzer, geboren am 1. Juli 1920 in Erfurt, am 8. Oktober 1934 nach Gräfelfing in die Geigerstraße 5 um. In der Meldekarte von 1934 ist auch die zweite Tochter von Elsa und Georg Ruth Kreutzer erwähnt, geboren am 11. Mai 1930 in Erfurt, die vermutlich vor dem Umzug in Erfurt starb. Die Familie zog am 15. Mai 1936 nach München um. Nach der Nazi-Terminologie galt Georg Kreutzer als „deutschblütiger Bekenntnisjude", am 15. November 1938 trat er aus der jüdischen Gemeinde aus, womit er vor der Deportation geschützt war. Georg Kreutzer starb am 14. Januar 1945 in München.

Elsa Kreutzer (Bild Stadtarchiv München)

Elsa Kreutzer (Bild Stadtarchiv 2166)

Elsa Kreutzer bemühte sich im Oktober 1939 vergeblich um eine Emigration nach England. Ihre verwitwete Mutter Selma Jolles, geborene Levy (der Vater Moritz Jolles, geboren am 14. März 1852 in Lemberg, Kaufman in Erfurt, starb am 31. Oktober 1901 in Erfurt), lebte von Oktober 1937 bis Oktober 1939 in Elsas Haushalt, dann zog sie nach Berlin zu ihrem Sohn Siegfried Jolles. Wie dieser wurde Selma Jolles am 18. Oktober 1941 von Berlin nach Lodz deportiert, beide starben im Ghetto. Elsa Kreutzer musste am 4. November 1941 eine „freiwillige“ Spende in Höhe von 2.000 RM zur Finanzierung des Lagers Milbertshofen leisten. Durch ihre „Mischehe“ mit Georg Kreutzer entkam sie der Deportation. 1948 war sie Leiterin des Kinderheimes „Schornerhof“, Post Wangen bei Starnberg. Am 25. April 1949 zog sie zu ihrer Tochter Marga nach England.
Elsa Kreutzer hatte mehrere Geschwister: Siegfried Jolles wurde am 8. Juni 1888 in Eisenach geboren, lebte in Berlin und wurde von dort am 18. Oktober 1941 ins Ghetto Lodz deportiert, wo er am 21. Januar 1942 ermordet wurde. Arthur Jolles wurde am 20. Januar 1890 in Erfurt geboren, lebte in der Heilanstalt Pfaffenrode in Thüringen und wurde am 12. Dezember 1940 in der Tötungsanstalt Bernburg ermordet. Meinhold Jolles wurde am 20. Juli 1893 in Erfurt geboren und ist am 30. September 1918 im ersten Weltkrieg gefallen. Georg Jolles wurde am 16. Dezember 1897 in Erfurt geboren und war als Kaufmann in Essen tätig.

Marga Mia Kreutzer (Bild Stadtarchiv)

Marga Mia Kreutzer (Bild Stadtarchiv KKD 2167)

Marga Mia Kreutzer, Tochter von Elsa und Georg Kreutzer, war Schülerin des Städtischen Lyzeums in der Luisenstraße in München. Nach der Nazi-Terminologie galt sie als „Geltungsjüdin“. Vom 1. Mai 1938 bis 9. Januar 1939 hielt sie sich in Hamburg auf, von wo sie nach Manchester (England) emigrierte. Zu ihr wanderte am 25. April 1949 ihre Mutter Elsa Kreutzer aus.

Quellen:
Stadtarchiv München
Gemeindearchiv Gräfelfing

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