Babette Renate Casella
Geboren am 25. Oktober 1885 in Aschaffenburg, geborene Hamburger.
Babette Casella lebte mit ihrem Ehemann Maximilian Casella (* 1879) seit 1917 in Planegg. 1921 bzw. 1926 kauft das Ehepaar zwei Bauplätze und baut 1929 ein Wohnhaus in der Thürheimstraße 9. 1929 bauten sie ein Wohnhaus in der Thürheimstraße 9. 1939 überließ Babette Casella den Hälfteanteil ihrem Ehemann Maximilian Casella. Der Regierungsrat und Major a. D. wurde als „jüdisch versippter“ Beamter frühpensioniert und starb am 8. Juni 1941 in München. Daraufhin erbte die Tochter Mathilde Casella das ganze Anwesen Thürheimstraße 9. Babette Casella, die evangelisch war, galt aufgrund ihrer jüdischen Herkunft nach den NS-Ressegesetzen als Jüdin.
Dazu berichtet die Gemeindechronik (Grau, Anton, Geschichte Planeggs im 19. und 20. Jahrhundert, in: Planegg, Geschichte und Geschichten, Bd. II, 2009, Gemeinde Planegg):
„Am 03.03.1936 erkundigte sich der Planegger Bürgermeister beim Standesamt Aschaffenburg nach Renate Babette Casella, geb. am 25.10.1885 in Aschaffenburg, sie soll jüdischer Abstammung sein. Dies würde den Wegfall der Wahlberechtigung zur Folge haben. Die Antwort lautete: Renate Babette Casella ist die Tochter der Metzgermeisterseheleute Eduard und Jeanette Hamburger, beide israelitisch.“
Durch den Tod ihres „arischen“ (nichtjüdischen) Ehemanns war Babette Casella nicht mehr durch die „Mischehe“ vor einer Deportation geschützt. Sie wurde am 12. Januar 1944 in Planegg von der Gestapo abgeholt, wie es in der erwähnten Gemeindechronik heißt:
„Am 01.07.1944 berichtete der Planegger Bürgermeister dem Landrat in München: ‚Die Jüdin Casella Renate Babette Sara, geb. im Aschaffenburg, ist seit 12. Januar 1944 von Planegg, Thürheimerstr. 9, abgewandert (Gestapo).‘“
Aus der Transport-Kartei der Jüdischen Gemeinde Prag (Quelle: Arolzen Archives)
Am 14. Januar 1944 wurde Babette Casella von München nach Theresienstadt unter der Transportnummer 1260-II/30 deportiert. Der Transport umfasste 33 Personen, von denen 24 überlebt haben. Auch Babette Casella wurde in Therseienstadt am 9. Mai 1945 befreit. Sie kehrte nach Planegg zurück und wurde von ihrer Tochter Mathilde Casella am 25. Juni 1945 beim Einwohnermeldeamt Planegg wieder angemeldet, wobei als letzter Wohnort das Konzentrationslager Theresienstadt angegeben wurde.
In der Gemeindechronik heißt es:
„Trotz der vom Planegger Bürgermeister veranlassten Deportierung in das KZ Theresienstadt war dieser bewundernswerten Frau ihre Liebe zur Heimatgemeinde Planegg wichtiger als Hass und Vergeltung. Am 31.10.1955 schrieb Frau Renate Babette Casella an Bürgermeister Dr. Heizer: ‚Planegg ist mir und meinem Mann zur lieben Heimat geworden, nachdem er in der Planegger Heilstätte seine Gesundheit wieder herstellen konnte im 1. Weltkrieg. Seit 1917 leben wir hier und lieben Planegg und seine Wälder.‘“
Babette Casella starb am 20. Februar 1959 in München. Die Tochter Mathilde (Tilla) Casella (* 1. August 1923 in München) war wie der Vater katholisch. Die kaufmännische Angestellte entkam als „Halbjüdin“ der Deportation.
Quellen:
Stadtarchiv München
Gemeindearchiv Planegg
Gemeindechronik "Grau, Anton; Geschichte Planeggs im 19. und 20. Jahrhundert", in: Planegg, Geschichte und Geschichten, Bd. II, 2009, Gemeinde Planegg
Arolsen Archives
Datenbank holocaust.cz