Antonie Dina Wohlfeiler

Geboren am 29. November 1873 in Andrychau (Andrychów), Galizien, geborene Friediger.
Antonie Dina Friediger hat am 28. Dezember 1892 in ihrer Geburtsstadt den Gastwirt Josef Wohlfeiler (geboren am 13. Dezember 1868 in Biertowice, Bez. Myslenice, Galizien) geheiratet. Das Ehepaar hatte die Kinder Bernhard und Berta (beide in Matzdorf, Schlesien geboren, vor 1899 gestorben), Regina (geboren am 15. März 1895 in Matzdorf, Schlesien), Leopold (geboren am 21. Juli 1899 in Matzdorf, Schlesien), Julius (geboren am 29. Januar 1903 in Czechowitz) und Helene Eleonore (geboren am 13. Februar 1904 in Czechowitz). Die jüdische Familie zog am 1. Oktober 1899 nach Planegg. 1921 kaufte Markus Friediger, der in München lebte, in Planegg das Anwesen Pasinger Straße 31 b und schenkte es 1923 seiner Tochter Antonie. Die Gemeindechronik (Grau, Anton, Geschichte Planeggs im 19. und 20. Jahrhundert, in: Planegg, Geschichte und Geschichten, Bd. II, 2009, Gemeinde Planegg) zitiert aus dem Gesuch des Kaufmann Josef Wohlfeiler vom 10. Dezember 1923, mit dem er das Bezirksamt München ansuchte, ihm und seiner Familie auf ein weiteres Jahr die Aufenthaltsgenehmigung in Planegg zu erteilen: „Zur Familie gehören: Ehefrau Antonie, geborene Friediger, geb. 29. November 1873 in Andrychau/ Galizien, Kinder: Leopold, geb. 21.7.1899 in Matzdorf, Julius, geb. 29.1.1903 in Czechowitz/Polen, Kaufmann, Eleonora, geb. 13.2.1904 in Czechowitz/Polen, Regina, geb. 15.3.1895 in Matzdorf/Galizien. Ich, Josef Wohlfeiler und meine beiden Söhne sind in den Betrieben meines Schwagers Markus Friediger in München (Hotel Stadt Wien, Hotel Grünwald u. a.) angestellt, ich als Abteilungsleiter, Sohn Leopold als Konditor und Sohn Julius als Buchhalter. Der Wohnungsmarkt in Planegg würde durch meinen Aufenthalt in keiner Weise nachteilig beeinflußt.“ Die Gemeinde Planegg bestätigte die Richtigkeit der Angaben und führte weiterhin an, dass sich die Familienmitglieder Wohlfeiler jeder politischen Betätigung fernhalten. Das Gesuch wurde von der Gemeinde befürwortet. Die erbetene Aufenthaltsgenehmigung wurde vorerst nicht erteilt, nachdem die Regierung von Oberbayern Josef Wohlfeiler bereits am 19. Juli 1923 eine Einbürgerung nicht in Aussicht gestellt hatte. Josef Wohlfeiler ist am 1. Januar 1924 in Planegg gestorben. Im Jahr 1939 verkaufte Antonie Wohlfeiler das Anwesen Pasinger Straße 31 b in Planegg an die Kohlenhändlereheleute Lorenz und Maria Schuhmann aus Planegg.
Tochter Helene Eleonore Wohlfeiler beging vor der bevorstehenden Deportation am 18. März 1942 in Planegg Suizid, wo sie bei der Mutter Antonia Wohlfeiler wohnte.


Antonie Dina Wohlfeiler: Transportliste (Quelle Arolsen Archives)
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Antonia Wohlfeiler wurde laut einem Vermerk auf der Einwohnermeldekarte am 1. April 1942 nach München/Milbertshofen, Knorrstraße 148 verbracht und am 4. Juli 1942 mit Transport II/13, Nummer 622, in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Von den insgesamt 50 Personen dieser Deportation überlebten sieben die Shoah. Laut Todesfallanzeige des Ältestenrates starb sie am 2. August 1942 um 2 Uhr in Zimmer 36 (Chirurgie) der Kavalier Kaserne an den Folgen einer „Bauchfellentzündung“.
Tochter Regina Wohlfeiler, die 1923 den Schlosser Johann Riegl aus Planegg geheiratet hat, lebte mit Ehemann und Sohn in München. Sie war durch die „Mischehe“ vor Deportation geschützt und starb am 14. März 1946 in München.
Sohn Leopold Wohlfeiler wurde im Sommer 1940 nach Wien ausgewiesen; von dort wurde er deportiert und am 9. Juni 1942 im Zwangsarbeiterlager Nadworna in Ostgalizien ermordet.
Sohn Julius Wohlfeiler verzog 1934 nach Berlin, er wurde am 21. November 1944 in einem Nebenlager des KZ Mauthausen ermordet.
Der Bruder von Antonie Dina Wohlfeiler Markus Friediger (geboren am 20. Oktober 1875 in Andrychau) lebte seit 1894 München. Er meldete sich mit seiner Ehefrau Hedwig Friediger, geborene Klein (geboren am 18. November 1878 in Wien), am 28. Oktober 1930 von München nach Berlin ab. Am 7. Dezember 1941 wurde das Ehepaar von Köln nach Riga deportiert und dort ermordet.

Quellen:
Stadtarchiv München
Gemeindearchiv Planegg
Grau, Anton, Geschichte Planeggs im 19. und 20. Jahrhundert, in: Planegg, Geschichte und Geschichten, Bd. II, 2009, Gemeinde Planegg

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